Blaise Pascal - Biographie
1656-1657
Verdammung Arnaulds durch die Sorbonne. Pascal nimmt Stellung für Port-Royal. Am 23. Januar erscheint unter dem Pseudonym Louis de Montalte der erste Brief in der Serie der berühmten 'Lettres à un Provinciale' (der Titel stammt vom Drucker). Weitere folgen in einem Abstand von vierzehn Tagen. Die beiden letzten Briefe, der 17. Brief vom 24. März und der 18. Brief vom 1. Juni 1657 (der geplante 19. Brief wurde nicht mehr veröffentlicht) beenden eine in ihrem Ton und Form zunehmend aggressiver und sarkastischer werdende Auseinandersetzung. Die Briefe werden zum Tagesgespräch in Paris - ganz Paris lacht über die brillianten und ironischen Formulierungen, mit denen die Rabulistik der Jesuiten von Pascal entlarvt wird.
In der Überzeugung, im Recht zu sein, wurde Pascal noch durch ein wundersames äußeres Erlebnis bestärkt.
Am 24. März 1556 zwischen dem fünften und sechsten 'Brief in die Provinz', war eine Reliquie in der Kirche von Port-Royal ausgestellt worden: ein Dorn aus dem Dornenkranz Jesu. Durch die Berührung mit dem Dorn wurde Pascals damals zehnjährige Nichte Maguerite Périer von einer Krankheit geheilt, an der sie seit zwei Jahren litt und die als unheilbar erklärt worden war. Bei der Zeremonie, bei der das Wunder später gefeiert wurde, war Pascal anwesend. Unter Tränen küsste er die heilige Reliquie, wie bezeugt ist. Das Wunder war für ihn so zentral, dass er es für erforderlich hielt, seine Zeugenschaft am 8. Juni 1656 in einem langen juristisch beglaubigten Depositum zu dokumentieren. Dieses Protokoll ist erst 1952 entdeckt worden, es zeigt die Bedeutung, die Wunder im Denken Pascals spätestens seit seiner (zweiten) Bekehrung gewonnen hatten:
"Blaise Pascal, écuyer (Ritter), wohnhaft in dieser Stadt Paris, im Kloster St. Médéric, ungefähr zweiunddreißig jahre alt, bezeugte den Inhalt dieser Niederschrift des oben genannten Ereignisses, nachdem er geschworen hatte, die Wahrheit zu sagen."
'Die Briefe in die Provinz' gelten insgesamt als Gipfel der Stilkunst in französischer Sprache. Am 6. September werden die 'Provinciales' auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Pascal beginnt vermutlich zu dieser Zeit mit seiner Arbeit an der Apologie; die ersten Fragmente der 'Pensées' entstehen. Daneben verfasst Pascal die 'Écrits sur la grâce' (Gedanken über die Gnade), die erst 1779 erscheinen und die 'Élements de géometrie', ein für den Schulunterrricht in Port Royal bestimmtes, leider aber verlorengegangenes pädagogisches Werk. Pascal widmet sich zudem wieder verstärkt seinen wissenschaftlichen Studien.
1658
Im Juni/Juli entsteht die wissenschaftliche Schrift 'Premiére lettre circulaire relative à la cycloide'. Pascal fordert mit seiner Theorie über das Roulette die Mathematiker Europas heraus. An der Diskussion, die Pascal leidenschaftlich unter dem Pseudonym A. Dettonville führt, beteiligen sich u.a. Christian Huygens, John Wallis, Pierre de Carcavi.
Am 19. Oktober legt Pascal seinen Freunden von Port-Royal den Plan seiner Apologie der christlichen Religion vor.
1659-1660
Pascals Gesundheitszustand verschlechtert sich zunehmend, nach einem Brief des Forschers Caracavis an Huyghens nimmt der Zustand sogar beängstigende Formen an. Pascal schreibt während dieser Zeit 'Priére pour le bon usage des maladies' (Gebet um den rechten Gebrauch der Krankheit).
Um wieder zu Kräften zu kommen, begibt sich Pascal 1660 für längere Zeit zu seiner Schwester Gilberte nach Bien-Assis bei Clermont. Er führt ein radikal-asketischen Lebenswandel; von seiner Schwester wird später berichtet, er hätte sich sogar einen schmerzenden Ring um den Leib gelegt. Seine Entkräftung lässt keine intellektuelle Arbeit mehr zu.
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